Kunst heißt für mich über mich hinaus zu gehen. Ich versuche da etwas Echtes - nicht extra, nicht verschönert oder gewollt zu sagen, nur präzise und in dem Moment zu sein.

 

Wenn ich male oder zeichne, habe ich einen anderen besonderen Blick. Dieser Blick fällt nicht in das Gewöhnliche, er weiss nichts über die Sachen in der Welt. Wie ein neugeborenes Kind schaut er auf die bekannten Dinge und will sie nicht wiedererkennen. Er möchte nichts sagen und nichts vermitteln, was schon gewesen ist. Er kann überall auftauchen, wo er will – in der Straßenbahn kann er ein Profil bewundern, auf der Strasse sieht er feuchte Flächen mit gold und braun leuchteten Farben (das sind Blätter, aber er erkennt sie nicht). Er weiß nicht was hässlich ist - ein geschmierter Fleck, ein Schatten, ein Kratzer an einer Mauer - alles interessiert ihn. Er kennt keine Vergangenheit, lebt nur in dem Moment und ist immer neu.

In meiner pädagogischen Tätigkeit schaue ich mit diesem Blick auf die Menschen.

 

Kunst ist jedoch ein Versuch etwas über die Welt und mir zu sagen, über die Begegnungen, Eindrücke, Ereignisse, über das, was war und was wird, was ich weiß und vielleicht was ich noch nicht weiß; ist eine persönliche Aufzeichnung, ein Stück eigene Innerlichkeit; ist ein Bemühen die Welt so zu beschreiben, wie sie sich in mir einfühlt – erträglich, schön oder unerträglich und darüber hinaus ist ein Greifen auf etwas Ungreifbares, auf etwas Unbekanntes, auf das Neue; ist ein Tasten, ein Hineinsehen. Manchmal verliere ich mich in dieser Mehrdeutigkeit und kann das nicht aussprechen. Ich übermale und zerstöre. Es ist ein Ringen um etwas, was nicht definierbar ist, ein Treffenwollen ohne ein Ziel zu haben.

Ein Zustand, wo sich etwas in dem Bild ereignet hat, kann ich als „fertig“ anerkennen und so belassen, dennoch bezieht sich das nur auf diesen Augenblick und in diesen zeitlichen Rahmen hat er seine Geltung. Das Bild ist nie beendet und bleibt offen.

 

„Das Bild ist eine Tatsache“  Ludwig Wittgenstein

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äisabelle armbruster

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