Im Bann der Erinnerung

Durch die künstlerische Auseinandersetzung mit den geschichtlichen Gegebenheiten schließt das Projekt an der einwöchigen Veranstaltung zur
Ermordung behinderter Kinder während der NS-Zeit in der Stuttgarter Kinderklinik an. Dieses Ereignis wird mit den Mitteln der zeitgenössischen Kunst umgesetzt. 
Ausgangspunkt ist die Erinnerung, beispielsweise das Bewusstwerden dessen, was in der Vergangenheit geschah. Jeder Ort hat sein eigenes Gedächtnis, was durch die Versinnbildlichung ein anderes Bewusstsein bekommt. 
So wird die Kunst selbst ein „Ort“ der Erinnerung. Die Wirksamkeit des künstlerischen Gestaltens ermöglicht Ereignisse aus dem Vergessenwerden wieder auftauchen zu lassen, sie sichtbar zu machen und im künstlerischen Prozess zu bearbeiten.
Zum Bespielen des Raumes vor dem Rathaus gehört eine Performance mit den Worten Kains: "Bin ich der Hüter meines Bruders?" und der Umkehr dieser im Gedicht von Hilde Domin „Abel steh auf“.
Die Performance wurde von Studierenden der Freien Hochschule Stuttgart aufgeführt. Diese waren: Melina Elmali, Nathalie Lutz, Elena Netzer, Sujin Park, Emilia Vaupel. Sprache: Mirjam Leist.
Ganz herzlichen Dank an alle!

Hilde Domin

 

Abel steh auf

 

Abel steh auf
es muss neu gespielt werden
täglich muss es neu gespielt werden

täglich muss die Antwort noch vor uns sein

die Antwort muss ja sein können
wenn du nicht aufstehst Abel
wie soll die Antwort
diese einzig wichtige Antwort
sich je verändern


steh auf
damit Kain sagt
damit er es sagen kann
Ich bin dein Hüter
Bruder

 

Abel steh auf
damit es anders anfängt

zwischen uns allen

Nachklang

Obwohl ist die Performance für das Gedenken an die Opfer der NS - Euthanasie entstanden, lässt sich die Aktualität des Weltgeschehens die Kains Worte an uns alle richten.